Das große Ziel eines spirituellen Weges ist die Verwirklichung einer inneren Weite und Freiheit, die sich in einer tiefen Gelassenheit ausdrückt. Buddha selbst wurde auch der „Friedfertige“ genannt und scheint den Legenden zufolge geradezu eine unglaubliche Gelassenheit ausgestrahlt zu haben. Doch ist dieses Bild nicht ein wenig übermenschlich? Wie oft erfahren wir doch im Alltag Frustrationen, in denen sich ein Ärger in uns regt? Oder wir stoßen auf Missstände oder Ungerechtigkeiten, welche unsere Empörung geradezu herausfordern, wie wir derzeit vielfach auch in dieser Pandemie beobachten können.
Im Zuge der Corona-Pandemie wird die Freiheit im öffentlichen und privaten Raum auf eine Weise eingeschränkt, wie es die meisten Lebenden in Deutschland noch nie zuvor erfahren haben. Kein Wunder also, dass sich viele Menschen empören und immer weniger bereit sind, sich an die vorgegebenen Reglementierungen zu halten.
Was für eine Zeit! Jede Woche Änderungen, die unser aller Leben betreffen. Natürlich ist uns bewusst, dass das Leben im Grunde unplanbar ist und wir niemals wissen, welche unvorhergesehene Lebenswendung oder welcher Schicksalsschlag als nächstes um die Ecke kommt. Doch so hautnah wie zurzeit spüren wir die Unberechenbarkeit des Lebens in unseren Breiten wohl selten, denn durch die Pandemie steht auch hinter jedem alltäglichen Ereignis ein großes Fragezeichen.
Und wieder stagnieren trotz wochenlanger Beschränkungen die Corona-Zahlen und in Deutschland wird der Lockdown verlängert. Allerorts wächst täglich spürbar eine drängende Ungeduld: Wann kehren das normale Leben und unsere gewohnten Freiheiten zurück? Nach einem Jahr der Pandemie mit Kontakt- und Reisebeschränkungen, kultureller Enthaltsamkeit, Homeoffice, Homeschooling und vielen anderen Entbehrungen sind die meisten Menschen einfach mürbe. Und doch befinden wir uns offensichtlich noch nicht am Ende dieser langen kargen „Winterzeit“ und wir wissen nicht, wie lange sie noch andauern wird. So bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten. Wohl denen, die jetzt geduldig sind!
Wir leben in einem digitalen Zeitalter. Fast jeder Mensch sitzt heute immer wieder vor dem PC oder dem Smartphone - ob im Beruf oder in der Freizeit, um Kontakte zu pflegen oder einen Einkauf zu tätigen. Durch die Pandemie hat diese Entwicklung noch an Fahrt aufgenommen und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass sich das nicht mehr ändern wird, auch wenn eine Rückkehr zur gesellschaftlichen Normalität irgendwann wieder möglich sein wird. Natürlich gibt uns die Digitalisierung vieler Lebensbereiche enorme Möglichkeiten an die Hand, die besonders jetzt in dieser Ausnahmezeit bedeutsam sind.
Viele Menschen leiden derzeit darunter, dass ihre Kontakte drastisch eingeschränkt sind. So können sie sich nicht mehr unbeschwert mit Freund*innen treffen und sie herzlich umarmen. Das Erleben von Gemeinschaft, wie es durch kulturelle Veranstaltungen oder Yogagruppen möglich ist, ist gänzlich ausgesetzt. Und selbst im beruflichen Sektor sind die sozialen Kontakte oft auf digitale Konferenzen reduziert. Auch wenn in diesen Wochen digitale Kontakte und Medien eine neue Blüte erfahren und allerorts Veranstaltungen im Netz stattfinden, spüren wir doch, dass das zwar hilfreich ist, um durch diese Zeit zu kommen und Kontakte aufrechtzuerhalten, aber ein echter Ersatz für die unmittelbare Nähe mit anderen Menschen und für eine Umarmung ist das nicht. Wie kostbar ist es doch, unmittelbare Nähe zu spüren, jemanden zu umarmen und Gemeinschaft miteinander zu teilen?
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